Guten Tag meine Damen und Herren!
Erinnern sie sich noch an mich?
Mein Name ist Luca. Ich bin diejenige, die momentan in Ghana verweilt. Da unten - im Westen Afrikas. Na, klingelt was?
Entschuldigt die längere Phase der Stille. Sie bedeutet nur Gutes. Ich habe mich hier eingelebt und mein zweites Zuhause gefunden. Momentan bin ich so sehr in das Schulleben des zweiten Terms(Trimesters) und somit meinem Alltag eingebunden, dass ich das Schlafen abends dem Kampf mit der Technik oder den Worten vorziehe.
Heute möchte ich Euch - nach reichlicher Verspätung- einen Einblick von den schönen Orten Ghanas geben, die ich bereits entdecken durfte.
Während meiner Silvesterferien hatte ich das Vergnügen mit einigen weiteren Freiwilligen auf Erkundungsreise im Süden des reizenden Landes namens Ghana zu gehen.
Unser erstes Ziel war das kleine abgelegene Dorf Mesomagor, das am Rande des Kakum Nationalparks gelegen ist. Von hier aus starteten wir einen zweistündgen Fußmarsch mitten in den tiefsten Regenwald. In Begleitung von zwei einheimischen Guides, die mit Machete und Gewehr bewaffnet waren, liefen wir durch einige, kleine Dörfer und vorbei an Feldern für Kochbananen oder Kakao.
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Ghana ist der zweitgrößte Kakaoproduzent der Welt, weshalb Kakao als wichtigste Kulturpflanze im Lande zählt. Sie wird überwiegend auf Kleinfarmen in Familienbetrieben und nicht auf Großplantagen kultiviert, da es sich um eine sehr krankheitsanfällige Pflanze handelt. Umso besser für uns! Dank der Guides hatten wir somit die Möglichkeit von den frischen Kakaobohnen zu kosten. Ihren Orientierungskünsten hatten wir zudem die Ankunft an unserem Schlafensplatz zu verdanken - einem in etwa neun Meter Höhe gelegenem Baumhaus mitten im tiefsten Wald. Da es lediglich eine hölzerne, offene Umrandung als Schutz gab, wurde die Nacht zu einer kalten, aber abenteuerlichen Erfahrung. Das Gezwitscher und Gezirpe von Tieren aller Art und das Erwachen mit einem schwindelerregenden Blick ins Grüne war absolut lohnenswert.
Auf unserer Wanderung zurück nahmen die Guides sich viel Zeit für unsere Fragen. Sie zeigten uns den -laut ihnen- zweitgrößten Baum Ghanas und gingen mit uns auf Spurensuche von Elefanten. Im Kakum Nationalpark soll es neben den Waldelefanten, Waldbüffeln und Riesenwildschweinen zudem Bongos, Raubkatzen und zig verschiedene Arten von Vögeln geben. Für uns blieben diese jedoch leider weitestgehend unentdeckt.
Die Machete und das Gewehr diente jedoch nur zu einem kleinen Teil als Schutz gegen derartige Genossen, erklärten uns unsere Guides. Vielmehr sollten sie unerwünschte Wilderer abschrecken und verhelfen unseren Pfad von Ästen und Lianen zu befreien.
Die nächste Station unserer Reise war das wunderschön am Atlantik, am Golf von Guinea gelegene Dorf Busua. Hier genossen wir unter Palmen und neben Fischerbooten eine angenehme Strandatmosphäre. An einem Tag wanderten wir in das nächste Dorf Butre, das an einer malerischen Bucht mit Flussmündung gelegen ist. Auch dem spontanen Angebot einer Kanutour gingen wir nach. Vorbei an Mangrovenwäldern und den Schlafplätzen von Alligatoren wackelten wir mit vollstem Vertrauen in unsere beiden Guides unseren Weg über den Fluss. Auffällig waren die unzähligen Krabben, die auf den Mangroven hausten und die Behälter und Methoden um eben diese zu fangen. Folglich erstanden wir auf dem Wasser - so von Kanu zu Kanu - einige dieser Krabben, die dann am Strand frisch gekocht wurden und von uns genussvoll verspeist wurden.
Von Busua aus führte unsere Reise uns nach einer kleinen Trotropanne über einen ellenlangen huckeligen Weg nach Prince´s Town. Hier steht eine der beiden deutschen Burgen in Ghana - die Groß-Friedrichsburg. 1683 wurde diese von den Preußen als Handelsposten gebaut. 1999 wurde die ehemalige Sklavenburg als UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und dient mittlerweile als Herberge für neugierige Besucher - wie eben auch wir es waren.
Auf Grund des schlechten Erhalts der Räume entschieden wir uns zu einer Nacht unter freiem Himmel - selbstverständlich jedoch unter dem Moskitonetz. Neben einem abendlichen Festmahl - selbstgegrilltem Fisch - und morgendlichem Baden in der Lagune, genossen wir die atemberaubende Aussicht über das charmante Dorf.
Unser nächstes strändliches Ziel war Winneba, wo wir feierlich das neue Jahr 2015 begrüßten. Der Name Winneba leitet sich von "windy bay" ab, was schon andeutet, dass die Brandung das Baden nur ungern zuließ. An der malerischen Lagune jedoch konnte man sich problemlos abkühlen und ganz ungestört Sonne tanken. Winneba besitzt sowohl einen quirligen Fischerhafen, als auch eine Universität für Erziehung und die einzige Sporthochschule Ghanas. Trotz der hohen Anzahl an Studenten war die Stadt in der Silvesternacht so gut wie ausgestorben, da die meisten Ghanaer es pflegen das neue Jahr in der Kirche willkommen zu heißen. Am Neujahrstag fand im Kontrast dazu ein gut besuchtes, lautes Festival statt. In kreativen, kunterbunten Kostümen traten fünf riesige Tanzgruppen in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an. Ghanaer sind sehr begabte Tänzer und auch die muskulösen Körper können sich sehen lassen.
Insgesamt war diese längere Reise, die am Ende noch durch einen kurzen Aufenthalt in Accra abgerundet wurde, eine wundervolle, spannende Zeit für mich!
Ende Februar fand dann das einwöchige Zwischenseminar in der Volta-Region, im Osten Ghanas, statt. Neben Problembesprechung, Reflektion und Ausblick blieb viel Zeit für den Austausch mit anderen Freiwilligen hier in Ghana oder aus dem Nachbarland Togo. Ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke unterschieden sich teils sehr von meinen eigenen, sodass mein Blick sich auf Ghana und meinen Freiwilligendienst erheblich erweiterte.
Auf Grund der schönen Umgebung konnten wir zwei Ausflüge unternehmen: es führte uns zu einer Papaya- und Ananasfarm, die von einem Deutschen gegründet und geführt wird. Hier bekamen wir neben der Führung über das Gelände einen guten Einblick von den Komplikationen mit denen diese und jede Plantage in Ghana etc. umzugehen hat. Natürlich durften wir uns auch von der geschmacklichen Qualität überzeugen hihi! Wenn ihr in Deutschland in Supermärkten wie Lidl eine Papaya kauft, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie eben von dieser besagten Plantage stammt.
Der zweite Ausflug war eine Wanderung zu dem unteren von zwei Wasserfällen in der Ortschaft Wli, den wir bei jeder Seminareinheit von unserer Unterkunft aus sehen konnten. Diesen Wasserfall nun auch aus der Nähe betrachten zu dürfen hatten wir uns somit fleißig verdient!
Zwischen all dieser Reiserei habe ich selbstverständlich stets fleißig gearbeitet, sodass es so langsam mal wieder Zeit wurde auf weitere Entdeckungsreise zu gehen. Dieses Mal jedoch nicht mit anderen Freiwilligen - nein! Da habe ich nicht nur das große Glück ein solch erlebnisreiches, abenteuerlustiges Jahr in Ghana zu verbringen, sondern komme sogar in den Genuss meine Eltern und meine ältere Schwester Eiki für zwei Wochen daran teilhaben zu lassen. James, mein Gastpapa und der Besitzer er Kids-of-Light School, freute sich so sehr mit mir, dass er mir netterweise erlaubte diese zwei Wochen mit meiner Familie zu verreisen, womit ich längere und frühere Ferien genießen kann als die übrigen Lehrer und Schüler.
Die Freude am Flughafen war riesig als ich meine Liebsten wieder in die Arme schließen konnte. Das ist ja auch kein Wunder, wenn man sich knapp acht Monate nicht gesehen hat. Unsere ersten Tage verbrachten wir in der Hauptstadt Accra, wo Akklimatisierung und erste Eingewöhnung an die andere Welt geplant waren. Nebenbei stand die erste Sightseeingtour mit unserem neuen ghanaischen Freund Caesar auf dem Programm. Neben überraschenden teils schockierenden Eindrücken gewannen meine Gäste Informationen über Kultur und Geschichte Ghanas und erste rötliche Hautverfärbungen.
Hier seht ihr den Independence Square, der anlässlich Ghanas Unabhängigkeitsfeier errichtet wurde. Am 6. März 1957 wurde die ehemalige Goldküste als erste Kolonie Afrikas dank Kwame Nkrumah - dem folglich ersten Präsidenten- unabhängig vom britischen Königreich. Jedes Jahr an diesem Tag finden an diesem und an weiteren Plätzen in Ghana große Feierlichkeiten und Märsche statt.
Das nächste Ziel unserer Reise war Cape Coast, wo am Meer das bekannte Cape Coast Castle gelegen ist. Hierbei handelt es sich um die größte und mächtigste Sklavenburg Ghanas. Für etwa 200 Jahre koordinierten die Briten von hier aus alle ihre Aktivitäten in Westafrika - unter anderem den Sklavenmarkt.
Es war sehr beklemmend zu sehen wie Menschen auf kleinstem Raum und ohne Licht oder Kleidung gehalten wurden. Bis zu drei Monate mussten Gefangene in den Kerkern vegetieren, bis Schiffe kamen und sie verladen wurden. Und damit nicht genug: zuvor wurden sie mit glühenden Eisen gebrandmarkt und aneinander gekettet. Bei dem Rundgang durch die Burg wurde einem ganz mulmig zumute und man fragte sich wie Menschen überhaupt dazu im Stande sein konnten ihren Mitmenschen derartiges anzutun. Noch schockierender ist es, wenn man bedenkt, dass es neben dieser Fort in Cape Coast noch knapp 60 weitere Handelsburgen in Ghana gibt.
Nach einem kurzen Aufenthalt am schönen Strand in Busua, wo ich nun bereits das dritte Mal sein durfte, ging es zu meinem ghanaischen Zuhause - das charmante Dorf Kona! Hier genossen wir neben einem stressigen Tag in und um den größten Markt Westafrikas in Kumasi, die ausgeprägte Fürsorge meines Gastpapas, die Kochkünste meiner Gastmama und die unermüdbare Energie meiner Gastgeschwister. Am Montag kamen Mama, Papa und Eike dann in den Genuss meine Einsatzstelle belebt kennen zu lernen - es war schließlich Schultag. Die Schüler staunten nicht schlecht als sie meine Doppelgängerin, eine weiße Frau und einen weißen Mann entdeckten. Nachdem diese sich sogar beim morgendlichem Schulassembly vorstellten, wollten alle Kinder mit den deutschen Gästen Klassenfotos machen. Ja ihr drei, jetzt könnt ihr nachvollziehen wie unangenehm die Aufmerksamkeit auf Grund von Hautfarbe sein kann!
Nach einem kurzen, spontanen Zwischenstopp in der freundlichen Provinzstadt Koforidua führte unsere Reise uns zu unserem letzten Ziel: Ada Foah. An diesem paradiesischen Ort fließt der riesige Voltasee ins Meer, weshalb eine spektakuläre, komische Strömung vorzufinden ist. Zudem kann man auf der Sandbank stehend einen einmaligen Blick genießen: das ruhige Lagunenwasser auf der einen Seite und tobende Wellen des Meeres auf der anderen. Hier hatten wir die perfekte Gelegenheit noch einmal die Seele baumeln zu lassen bevor es bereits zu unserer letzten Station ging - das laute, belebte Accra.
Zum Abschluss besuchten wir noch den Art Market, wo man schöne Kunsthandwerke erstehen kann und den Laden der "Global Mamas", die handgemachte Fair Trade-Produkte herstellen (ein Blick lohnt sich: http://www.globalmamas.org ). Außerdem spendierten Mama und Papa mir noch einen richtigen Burger mit Pommes, den ich mir ansonsten als Freiwillige ungern leisten würde hihi.
Zwei Wochen vergehen wie im Flug, wenn man sie mit den richtigen Menschen verbringt! Danke ihr drei, dass ihr da ward und Euch auf Ghana und mich eingelassen habt - ja, Papa hat mir trotz Bedenken die komplette Planung überlassen! Und so schlimm war es doch garnicht oder?
Euch anderen lieben Lesern soll gesagt sein, dass Ghana ein wirklich lohnenswertes Reiseziel ist, welches viel Kultur, Natur und Freundlichkeit zu bieten hat. Na wäre das nicht mal ein Ort für den nächsten Sommer?
Ich genieße jetzt noch die wenigen Ferientage die verbleiben bevor wir in den dritten und für mich letzten Term starten.
Bis in ein paar Monaten, ihr Lieben! Ich hoffe es geht Euch allen gut! Erholte Grüße sendet Luca