Samstag, 29. November 2014

Land der 1000 Feste

Fuer alle die, die meinen ausgepraegten Sinn fuer Humor nicht allzu sehr teilen, gibt es nun noch einen weiteren Bericht, der sich mit verschiedenen Feierlichkeiten befasst, an denen ich bereits teilnehmen durfte. Auch diejenigen unter Euch, die ueber die Insekten ein wenig oder auch ein wenig mehr schmunzelten sind an dieser Stelle herzlich eingeladen weiterzulesen.

Direkt am zweiten Wochenende nach meiner Ankunft hier in Ghana, hatte ich das grosse Vergnuegen und Glueck an einer typisch ghanaischen Beerdigung teilnehmen zu duerfen. Beerdigungsfeste sind in Ghana eine Art Volkssport und es ist demnach keine Seltenheit an Wochenenden aus der Ferne Beerdigungsmusik zu vernehmen oder Menschen in Trauergewaendern zu begegnen. Je nach Verwandtschaftsgrad sind diese tiefrot, ockerfarbig oder schwarz.
Aufgrund der weitlaeufigen Verwandschaftsverhaeltnisse hat jeder Erwachsene immer wieder Gelegenheit einer Beerdigungsfeier beizuwohnen oder selbst eine zu organisieren.
In meinem Fall handelte es sich hierbei um ein Doppelbegraebnis von James aelterem Bruder und von seiner Oma. Eingeladen wurden die zahlreichen Gaeste durch diese geschmackvoll gestaltete Karte:

Wie ihr hier seht ist das Programm einer Beerdigung sehr abwechslungsreich und nimmt ein ganzes Wochenende in Anspruch. Samstagmorgens versammelt man sich einem schoenen Gebaeude meist in der Heimat- oder Geburtsstadt der oder des Verstorbenen um ihnen oder ihm zu gedenken. Man hat die Moeglichkeit den aufgefrischten zurechtgemachten Leichnam ein letztes Mal zu sehen, um sich von dem Verstorbenen zu verabschieden.
Dieser wird dann zum Friedhof transportiert, wo das Begraebnis stattfindet, an dem jedoch nur erstaunlich wenige Menschen teilnehmen.
Hiermit endet der wirklich traurige Teil der Beerdigung und es folgt eine 'Mittagspause'. Sie wird dazu genutzt sich auszuruhen und die Kleidung zu wechseln fuer den zweiten offiziellen Teil: die Beerdigungszeremonien.
Hierbei kommen die Verwandten und verschiedenste Gaeste am Funeral Place (einer U-foermigen Anordnung aus Plastikstuehlen und Zeltueberdachungen) zusammen, um zu singen und zu tanzen. Begleitet wird dieser eher feierliche Teil von einer Musikgruppe, die einen mit Hilfe von Trommeln und Gesaengen auf Twi(der Sprache der Region des Landes in der ich lebe) wissen laesst, dass man sich in Ghana befindet. Betritt man den Funeral Place und somit die Veranstaltung darf man nach Ankuendigung durchs Mikrofon alle ersten Reihen der Stuhlreihen ablaufen, um den darauf sitzenden Menschen die Haende zu schuetteln. Jeder Gast ist eben herzlich willkommmen!
Tag zwei der Beerdigung, der Sonntag, ist der 'Thanksgiving-Tag' - der finanzielle Teil der Veranstaltung, koennte man meinen. Im Prinzip verlaeuft er genauso wie der Samstagnachmittag, bloss mit dem entscheidenden Unterschied, dass alle teilnehmenden Gaeste Geldgeschenke mitbringen, um die Familie des Verstorbenen finanziell zu unterstuetzen. Durchs Mikrofon wird den Spendern gedankt
und damit auch ja keine Pausen auftreten, stuermen immer wieder Menschengruppen auf den Mittelplatz, um sich passend zu den Gesaengen zu bewegen - ob jung oder alt spielt keine Rolle.
Insgesamt ist eine Beerdigung meiner Beurteilung nach nun eher eine Feier der Zusammenkunft als ein Trauerfest.
(Hier seht ihr übrigens mein maßgeschneidertes Beerdigungskleid spendiert von Sir James und Madame Esthee).

Dadurch bedingt, dass wir durch James Mitveranstalter waren, hatten wir die Aufgabe allen Gaesten, die von ihm die Einladungskarte erhalten hatten, Essen und Trinken anzubieten. An dem besagten Wochenende hatte Madame Esthee also ihre Schwester und ihre Schwaegerin eingeladen, die auf ihre Kinder aufpassten und sie frueh morgens beim Kochen unterstuetzten. Es gab 'chicken and rice', das dann in Styroporessensboxen, wie man sie fuer Hamburger oder Pommes kennt, verpackt wurde. Eine befreundete Familie, die in James Geburtsort Atonsu lebt, hatte ihm angeboten den Innenhof ihres Hauses fuer das Wochenende in einen Essensbereich umzugestalten. Da das Haus jedoch ein paar Minuetchen von dem Funeral Place entfernt lag, war es meine Aufgabe die angereisten Beerdigungsgaeste von einem Ort zum anderen zu fuehren und zu begleiten. Eine prima Gelegenheit fuer mich verschiedenste ghanaische Menschen kennen zu lernen. An dieser Stelle moechte ich erneut betonen, dass die Beerdigung zwei Wochen nach meiner Ankunft stattfand und diese ganze Situation fuer mich den Neuankoemmling, den Obruni, einerseits eine Eindrucksvielfalt darbot und andererseits auch eine grosse Herausforderung darstellte.
Aber im Grunde genommen war das Wochenende eine einmalige Erfahrung. Oder hatte von Euch schon jemand die Moeglickeit an einer afrikanischen Beerdigung teilzunehmen beziehungsweise sogar Mitveranstalter zu sein?!

Ein weiteres Fest an dem ich kurz teilnehmen durfte war eine Feier anlaesslich des neuen Chiefs, der nun ueber Kona 'regiert' (Kona ist die Kleinstadt zu der auch das Grundstueck zaehlt auf dem ich lebe). Mit dieser Feier hiessen die Einwohner der Stadt ihren Chief, der nun vorraussichtlich bis an sein Lebensende amtiert, herzlich willkommen. Ich durfte an einem Umzug teilhaben,bei dem er von starken Ghanaern auf einer Saenfte und unter Schirmen zum Festplatz getragen wurde. Die Menschenmassen jubelten ihm zu und versuchten diesen besonderen Anlass fotografisch festzuhalten.
Beeindruckend fuer mich waren die farbenfrohen Gewaender, die stolzen Einwohner, das Treffen auf weitere wichtige Persoenlichkeiten von Kona und den umliegenden Staedten, die unter gesonderten Sonnenschirmen thronten, und die allgemeine Feierstimmung.
Aufgrund einer Eltern-Lehrer-Versammlung konnten Sir James und ich jedoch nicht lange an dem Fest teilhaben. Wie James mir spaeter berichtete, hatte der neue Chief sich sogar nach uns erkundigt und war enttaeuscht, dass wir ihm nicht persoenlich gratulieren konnten. Vielleicht erinnert ihr Euch noch aus dem ersten Bericht daran, dass ich ihm bereits in seinem Luxushaus vorgestellt wurde, als ich Sir James zu einer seiner 'Meetings' begleitete?
Nunja, Zeit um einige eindrucksvolle Bilder zu schiessen gab es jedoch genug:

Anlaesslich des 50. Geburtstags meiner Mama und Omis Feier ihres siebzigsten Geburtstags am heutigen Tage, folgen nun noch ein paar Geburtstagseindruecke aus Ghana.
HERZLICHEN GLUECKWUNSCH, Mama! Ich hab DICH lieb!
So das wars dann erstmal von mir aus Ghana, ihr Lieben! Ich wuensche Euch allen eine besinnliche, entspannte und schoene Adventszeit. Meine lieben Freundinnen haben mir ein Paket geschickt, welches aus kleinen Geschenken besteht, die mit den Nummern 1-24 versehen wurden - ein Adventskalendar! Ist das nicht lieb? Jetzt kommt bei mir sogar Weihnachtsstimmung auf - DANKE nochmal nebenbei.
Ich hoffe es geht Euch allen gut daoben im kalten Deutschland, liebe Leser!
Sonnige Gruesse sendet Luca

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